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1.5.1887: Die Maggi-Würze
Die US-Amerikaner haben sich ihre Coca Cola, die Deutschen ihr Maggi geschaffen, brachte es einmal ein Frankfurter Kunstprofessor auf den Punkt. Maggi ist ein Mythos - und Gattungsbegriff für eine riesige Produktpalette. Wie nennen wir das Papiertaschentuch? Richtig, Tempo. Und wie die Fertigwürzmischung? Genau, Maggi.

Diese leicht klebrige, braune Flüssigkeit in der Flasche gehört nun mal zur Grundausstattung fast jeder deutschen Küche, schließlich scheut auch Fernsehkoch Alfred Biolek nicht den Griff zur Fertigwürze. Da mag es Gourmets noch so schaudern.

"Maggis Würze ist heute aus keinem Haushalt mehr wegzudenken. Maggi würzt ganz delikat Soßen, Suppen und Salat."

Seit 1882 hatte der Schweizer Julius Maggi, Sohn eines reichen Mühlenbesitzers, mit eiweißreichen Hülsenfrüchten experimentiert, den sogenannten Leguminosen. Er wollte ein preiswertes, nährstoffreiches und haltbares Lebensmittel herstellen - für alle jene, die sich teures Fleisch nicht leisten konnten.

Isabelle Hölper von der Maggi-Zentrale in Frankfurt am Main: "Dieser Ersatz bestand darin, dass er Hülsenfrüchte genommen hat, also Erbsen, Linsen, weil diese ein sehr hochwertiges Eiweiß haben, was durchaus in der Lage ist, das Fleischeiweiß zu ersetzen. Und dann war die große Aufgabe zu lösen: Wie bekomme ich jetzt dieses Eiweiß aus den Hülsenfrüchten in eine passende Form. Und da hatte Julius Maggi dann eben die zündende Idee, Suppen daraus herzustellen. Es gelang ihm dann 1886, die ersten kochfertigen Suppen herzustellen."

1886 gelang ihm nicht nur die Herstellung der ersten kochfertigen Suppen, auch die Erfindung der Suppenwürze, die ihn weltweit bekannt machte, fällt in dieses Jahr. Damals begann das Zeitalter der Industrialisierung. Die Arbeiter in den Fabriken, Männer, Frauen und Kinder, litten aufgrund einseitiger Kost unter Mangelkrankheiten. Julius Maggi entwickelte ein Produkt, das eiweißreich, fett und vor allem für den kleinen Geldbeutel erschwinglich war. Maggi machte das Arme-Leute-Essen genießbar. Zunächst in der Schweiz, dann fast in der ganzen Welt.

Isabelle Hölper: "Es war eine soziale Tat, man kann aber auch sehen, dass Julius Maggi durchaus auch unternehmerische Weitsicht hatte, weil es ein Produkt war, das den damaligen Erfordernissen entsprach, und er hat dann natürlich auch eine Unternehmenschance erkannt."

Ab 1886 gründete er Niederlassungen unter anderem in Paris, Mailand, Amsterdam und hatte Warenlager in Berlin, Wien, London und New York. Er selbst entwarf die eckigen Maggi-Flaschen mit den rot-gelben Etiketten, an deren Farbe und Form sich bis heute nichts geändert hat. Julius Maggi war ein Pionier der Markenartikel, der auch die Bedeutung von Werbung früh erkannte. Bereits 1886 richtete er ein Werbebüro ein, für das eine kurze Zeit sogar der Dramatiker Frank Wedekind textete.

Zitat: "Vater mein Vater, ich werde nicht Soldat. Dieweil man bei der Infanterie nicht Maggi-Suppen hat."
"Söhnchen, mein Söhnchen, kommst Du erst zu den Truppen, so isst man dort auch längst nur Maggis Fleischkonservensuppen."

"Mit Maggi macht das Kochen Spaß."

Am 1. Mai 1887 unterschrieb der Unternehmer einen Mietvertrag im kleinen badischen Singen. Tags darauf begannen Arbeiterinnen, die in der Schweiz produzierte Würze in Singen in Fläschchen zu füllen. Für den neuen Standort hatten zollpolitische Gründe den Ausschlag gegeben. Singen wurde das Stammwerk in Deutschland.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte der Zusammenschluss mit Nestlé. Das Zugpferd des riesigen Konzerns heißt: Maggi. In der Wirtschaftswunderzeit entwickelte man die Klassiker: die klare Fleischsuppe, den Rindsbouillonwürfel, das Universalwürzmittel Fondor und fertige Eier-Ravioli.

Heute hält man für alle Gaumenfreuden etwas parat. Für die Freunde der asiatischen Küche ebenso wie für Spaghetti-Fans. Man schwimmt mit auf der Wellness-Welle, im Internet hilft das Maggi-Kochstudio mit Rezepten aus. Man geht mit der Zeit, nur eines ist geblieben.

Isabelle Hölper: "Also bei der Würze oder beim Brühwürfel hat sich im Laufe der Jahrzehnte die Rezeptur verändert. Was wir aber immer versuchen ist, den Geschmack möglichst gleich zu halten, weil natürlich unser Verbraucher die Maggi Würze seit Jahren kennt, damit einen bestimmten Geschmack verbindet, und den können wir dann nicht einfach ändern."

Autorin: Carola Hoßfeld
   
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