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25.8.1967: Farbfernsehen in Deutschland |
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Den Anfang machte eine Panne: Um 10.58 Uhr drückte der damalige Außenminister und Vizekanzler Willy Brandt auf der 25. Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin den berühmten roten Knopf - der allerdings war eine Attrappe. Die Bilder auf den Fernsehschirmen in rund 6.000 deutschen Haushalten waren bereit seit einigen Sekunden bunt. Ein Sendetechniker hatte den Impuls versehentlich zu früh ausgelöst.
Schwarz-Weiß-Fernsehen gab es in Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits seit 32 Jahren. Doch erst in den 1950er-Jahren gewann das Medium immer mehr an Popularität. Vor allem Live-Übertragungen, zum Beispiel von der Krönung Elizabeth II. (1953) oder des Finales der Fußballweltmeisterschaft in der Schweiz (1954) verhalfen dem Fernsehen zum Durchbruch als Massenmedium.
Wettlauf der Systeme
Während in den USA bereits 1953 die Ära regelmäßiger Farbübertragungen begonnen hatte, flimmerten in Deutschland und anderen europäischen Ländern nur schwarz-weiße Bilder über die Mattscheiben. Allerdings wollten die Europäer den US-amerikanischen NTSC-Standard nicht übernehmen und begannen mit der Entwicklung eigener Farbsysteme. Auf einen einheitlichen Standard konnte man sich jedoch nicht einigen. Frankreich, die Sowjetunion sowie die Länder des Ostblocks setzten auf die SECAM-Norm, die Bundesrepublik und andere westeuropäische Länder dagegen auf das PAL-System.
Erfinder des PAL-Fernsehens war der deutsche Elektroingenieur Walter Bruch. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg hatte er in der Forschungsabteilung der Firma Telefunken gearbeitet. Seit 1950 erneut für Telefunken tätig, begann er, die ersten Nachkriegsfernseher zu entwickeln. 13 Jahre später, am 3. Januar 1963, stellte Bruch der europäischen Rundfunkunion sein Farbfernsehsystem PAL (Phase Alternation Line) vor. Bis zu seiner Einführung in der Bundesrepublik sollten aber noch vier weitere Jahre vergehen.
Langsame Anfänge
Die Begeisterung der Deutschen hielt sich zunächst in Grenzen. Schließlich waren die neuen Farbfernsehgeräte zunächst noch ziemlich teuer. Erst Ereignisse wie die erste Mondlandung und die Olympischen Sommerspiele 1972 in München förderten die Kauflust.
Der endgültige Durchbruch der Farbe in westdeutschen Wohnzimmern kam schließlich bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974. Immerhin standen zu diesem Zeitpunkt bereits in zehn von 100 Haushalten ein "Nordmende Spectrum", ein "Grundig Color" oder irgendeine andere bunte Flimmerkiste, und die Hersteller produzierten schon jedes zweite Neugerät mit Farbempfang.
"F" wie Farbe
Trotzdem diskutierten Medienkritiker nach zwei Gebührenerhöhungen die Frage, ob Farbe im Fernsehen nicht zu teuer sei. Längst wurden noch nicht alle Programme in Farbe ausgestrahlt. In den Programmzeitschriften markierte ein fettes "F" die "bunten" Sendungen. Das Color-Fernsehen änderte auch die Alltagsästhetik: Die breitkarierten Blusen verschwanden ebenso wie die übergroßen Kragen an den Blusen der Ansagerinnen. Blau war tabu, weil das Farbsystem diesen Ton nicht gut umsetzen konnte; es überwogen die Pastellfarben. Das sorgte zwar ebenso wie die Panne beim Sendestart auf der Funkausstellung 1967 für Hohn und Spott, konnte aber den Siegeszug des Farbfernsehens nicht aufhalten.
Autoren: Thomas Spang / Manfred Böhm
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