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1.12.1990: Der Eurotunnel |
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Durch die Abspaltung der Landmasse des heutigen Großbritannien vom europäischen Festland vor rund 400.000 Jahren entstand der Ärmelkanal. Seit dem 1. Dezember 1990 gibt es wieder eine Landverbindung - der Eurotunnel zwischen dem englischen Folkestone und Calais in Frankreich wird durchstoßen. 1994 folgen die Fertigstellung und die Einweihung des Bauwerkes durch den französischen Präsidenten François Mitterrand und Königin Elizabeth II.
"This is the first time in history that the heads of states France and Great Britain have met without taking either a ship or a plane." So beeindruckt äußert sich Queen Elizabeth II., als sie zum ersten Mal durch den neuen Eurotunnel fährt. Keine halbe Stunde dauert die Fahrt im Hochgeschwindigkeitszug unter der Meeresenge hindurch.
Der Kanal, unterirdisch
Der Bau des 50 Kilometer langen Tunnels ist vor allem eine logistische Meisterleistung, sagte Roland Leuker, Geschäftsführer der STUVA, Studiengesellschaft für unterirdische Verkehrsanlagen in Köln: "Man muss sämtlichen Aushub aus dem Tunnel herausbekommen, und dann die Ausbaumaterialien, sei es flüssiger Beton oder Betonfertigteile, in den Tunnel hineinbekommen. Und all das durch ein im Querschnitt stark begrenztes Loch. Im Gegenverkehr ist das zum Teil auch notwendig."
Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts tauchen erste vage Vorstellungen davon auf, wie sich Großbritannien an Kontinentaleuropa angliedern ließe. Der Franzose Nicolas Desmaret schlägt vor, eine Insel aufzuschütten und diese dann mit Pferdekutschen zu überqueren. Die Idee ist ebenso wenig realisierbar wie der Bau einer Brücke. Es sollte aber noch viele Jahrzehnte dauern, bis die Idee eines unterirdischen Tunnels geboren werden sollte.
Auch politisch gilt eine Umsetzung wegen der Rivalität zwischen Franzosen und Briten lange Zeit als utopisch. Erst 1984 werden die Pläne wieder aufgegriffen, 1987 beginnen die Bohrungen. Als 1994 der erste Eurostar-Zug in Frankreich losfährt, sind die Passagiere überwältigt: "We are crossing the channel on the ground! It is wonderful!"
"I live in Paris, I can jump in the train, like I did this morning, get on the train, get out in the center of London, which I was dreaming of for years!"
Sicherheiten
Mit rund 15 Milliarden Baukosten ist der Tunnel doppelt so teuer, wie ursprünglich angenommen - nicht zuletzt wegen aufwendiger Sicherheitsmaßnahmen, wie Roland Leuker erklärte: "Es gibt zwei separate Röhren. In der einen fahren die Züge in Richtung Frankreich, in der anderen in Richtung Großbritannien. Dazwischen liegend ist ein Servicetunnel, oder Rettungstunnel, also eine dritte Röhre, in die Personen flüchten können. Auf Grund der drei Röhren ist eine sehr, sehr hohe Sicherheit gewährleistet."
Bereits zwei Jahre nach Eröffnung des Eurotunnels wird das Sicherheitskonzept auf eine harte Probe gestellt. Während der Durchfahrt eines Shuttles gerät dieser in Brand. Verletzt wird jedoch niemand. 2006 und 2008 kommt es erneut zu Brandunfällen. Dazu erläutert Roland Leuker: "Der Brand ist nicht etwa irgendwo an der Installation am Tunnel aufgetreten, sondern es waren Fahrzeugbrände, und zwar Fahrzeuge, die auf diesen Shuttles transportiert worden sind. Und da besteht die eigentliche Gefahr."
Mittlerweile fahren jährlich über sieben Millionen Menschen durch den Eurotunnel. Dennoch kam es bislang nie zu schweren Personenunglücken. Weniger günstig fällt die Bilanz für den Betreiber des Eurotunnels aus. Die "Groupe Eurotunnel", seit 2017 "Getlink", hat Milliarden Verluste gemacht. Nicht zuletzt, weil die einst ohne Staatshilfe finanzierten Baukosten kaum getilgt werden können. In den Anfangsjahren bleiben die Passagierzahlen hinter den Erwartungen zurück. Erst 2007 schreibt das Unternehmen nach Verhandlungen mit Gläubigern und Sanierungskonzepten schwarze Zahlen.
Autorin: Sarah Tschernigow
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