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21.11.1898: Geburtstag von René Magritte
Weg vom bloß realistischen Abbild, heißt die künstlerische Devise Anfang des 20. Jahrhunderts. Während der Kubismus alles durch eine prägnante Formgebung verfremdet, erzielen andere Schulen mit neuen Farbgebungen wie zum Beispiel blau gemalten Pferden erstaunliche Effekte. René Magritte findet einen weiteren Weg, ausgereizte Sehweisen zu erneuern: Er zeigt das Surreale, das über die Realität hinausgeht, in realistisch gemalten Bildern.

Siegfried Gohr, Autor des Buches "Magritte. Das Unmögliche versuchen" sagt über Magritte: "Das Spezifische an Magritte ist, dass er eine scheinbar realistische Bildwelt malt und das nächste, was der Betrachter sieht, ist, in diesen Bildern stimmt einfach alles nicht. Da fliegt irgendetwas durch die Luft, wie ein Stein, was ja nicht sein kann an sich. Oder ein Mann mit Anzug und Bowler Hut hat plötzlich kein richtiges Gesicht mehr, sondern einfach nur noch eine zeichenhafte Visage, kann man fast sagen."

Darstellungen

Magrittes wohl berühmtestes Bild ist "Der Verrat der Bilder (Dies ist keine Pfeife)". Das Bild macht auf eine ebenso einfache wie verblüffende Weise das Wesen der Malerei deutlich: "Das ist keine Pfeife" steht unter der gemalten Pfeife. Magritte schrieb dazu: "Ein Bild ist nicht zu verwechseln mit einer Sache, die man berühren kann. Können Sie meine Pfeife stopfen? Natürlich nicht! Sie ist nur eine Darstellung. Hätte ich auf mein Bild geschrieben, dies ist eine Pfeife, so hätte ich gelogen. Das Abbild einer Marmeladenschnitte ist ganz gewiss nichts Essbares."

In seinen Bildern finden sich häufig Männer im Anzug, mit einem Mantel und einem Bowler Hut: genau so läuft auch Magritte durch die Brüsseler Straßen. Anders als viele Künstlerkollegen hält er nichts von bewusstseinserweiternden Drogen oder Alkoholexzessen. Den Lebensunterhalt für sich und seine Frau Georgette verdient er jahrelang als Musterzeichner in einer Tapetenfabrik und später als Zeitungsredakteur. Kunsthistoriker Siegfried Gohr dazu: "Magritte hatte kein richtiges Atelier. Er malte in einem Raum einer ganz einfachen Wohnung in einem Vorort von Brüssel. Es gibt keine Atelieratmosphäre mit umgefallenen Farbtöpfen, Farbspritzern und rumstehenden Pinseln, was man eben so kennt. Es ist alles fast bürokratisch geordnet und sauber. Er wollte kein Maler in diesem klischeehaften Sinne sein, kein Außenseiterkünstler."

Über die Realität hinaus

Magritte ist allerdings unter den Künstlern ein Außenseiter. Die Surrealisten erkennen ihn zwar an, aber wirklichen Anschluss findet er nicht. Um Kontakt zu dem führenden Surrealisten André Breton zu bekommen, zieht er sogar für einige Jahre nach Paris. Doch nicht nur persönliche Streitigkeiten verhindern eine wirkliche Annäherung, wie Siegfried Gohr meint: "Ich glaube, der tiefere Grund dafür, dass Magritte sich dann wieder zurückgezogen hat nach Belgien, ist, dass diese Spielart des französischen Surrealismus sich sehr intensiv mit dem Unbewussten, also mit sehr viel Psychologischem Material befasste, was Magrittes Art nicht war. Sondern dass er in die Realität schauen wollte, und die Realität selbst schon als rätselhaft empfinden wollte und nicht erst noch in psychologischen Prozessen suchen wollte."

"Das unbeschriebene Blatt"

Auch ohne Bretons Unterstützung feiert Magritte bald weltweit Erfolge. Seine Bilder haben in den 1950er- und 1960er-Jahren entscheidenden Einfluss auf die Pop Art und auf die Konzeptkunst. Im August 1967 stirbt Magritte in seiner Brüsseler Wohnung an Krebs. Das letzte Bild, an dem er gearbeitet hat, bleibt unvollendet. 19 Jahre lang, bis zum Tod seiner Frau, steht das Gemälde mit dem Titel "Das unbeschriebene Blatt" auf der Staffelei.



Autorin: Diana König
   
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