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29.9.1998: Das erste 3-Liter Auto: Der VW Lupo
Federleichtes Material, effizienter Motor und ein CO2-Ausstoß von nur 81 Gramm pro Kilometer - all das verspricht der neue Kleinwagen von Volkswagen, der Lupo. Die Werbung für den neuen Kleinwagen wirkt, als sei VW selbst überrascht davon, dass der Wagen tatsächlich läuft: "Den Ingenieuren von Volkswagen ist es erstmals gelungen im Zusammenspiel zwischen Pumpe-Düsen-Motor, Direktschaltgetriebe, sowie Leichtbaumaßnahmen und CD optimierten Design auf der Basis des Serien-Lupo ein vollwertiges, alltagstaugliches Fahrzeug zu realisieren, das nur 3 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer verbraucht. Den Lupo 3L TDI."

Um das ehrgeizige Ziel zu erreichen, mussten die Ingenieure auf viele neuartige Materialien setzen. Volkswagen-Pressesprecher Christian Buhlmann erläuterte dazu: "Angefangen mit dem Motor, das war ein Dreizylinder-TDI-Motor, der nicht nur einen Zylinderkopf, sondern auch einen Block aus Aluminium beispielsweise hatte. Man hat es dadurch hinbekommen, diesen Motor mit nur 100 Kilogramm darzustellen; man hat die Massenreibung gesenkt, und so war es dann eben möglich die Karosserie leichter zu machen, bis hin zum Fahrwerk ein Auto darzustellen, das gegenüber dem Serienauto über 180 Kilogramm leichter war."

Ökologisch und schick

Das Geheimnis des ultraleichten Lupos liegt also in seiner Mischbauweise aus Stahl, Aluminium, Magnesium und Kunststoffen. Mit dem niedrigen und umweltschonenden Spritverbrauch ist er seiner Zeit weit voraus. Vor der Jahrtausendwende spricht kaum jemand über CO2-Emissionsgrenzen. Einen Lupo zu fahren ist anfangs daher einfach schick, bestätigt auch Jörg Kirst, Umweltschutztechniker vom ADAC Berlin. Doch lässt die anfängliche Euphorie beim Käufer schnell nach. In der Praxis kommen zahlreiche Mängel zum Vorschein: "Die waren eben bei dem Lupo, dass dieses Fahrzeug einen so genannten Ökomodus hatte. Wenn dieser Ökomodus eingeschaltet wurde, wurden die angelegten 61 PS reduziert auf 41 PS. Und das Schaltgetriebe hat dann auch sehr langsam geschaltet, was dann auch zu wenig Fahrkomfort bei diesem Fahrzeug führte, aber eben auch notwendig war, um den Bereich von drei Litern Kraftstoff zu erreichen."

Nachhaltig

Auch die Größe des Wagens erweist sich als wenig rentabel. Für die heute umgerechnet 15.000 Euro in der Grundausstattung bekommt der Kunde damals schon den deutlich größeren, viertürigen VW Golf. Volkswagen verkauft lediglich rund 28.000 Lupos und bleibt damit letztlich deutlich hinter den Erwartungen. 2005 wird die Produktion eingestellt, dazu erklärt Pressesprecher Christian Buhlmann: "Wir bei Volkswagen haben daraus eben auch die Lehre gezogen in der größeren Klasse, also beispielsweise in der Golf-Klasse, oder auch im Passat, zu Verbrauchen zu kommen, die dem 3-Liter-Lupo nacheifern. Es gibt heute also in allen relevanten Klassen ein BlueMotion-Modell und eben nicht nur ein einziges Leuchtturmmodell, wie es damals der 3-Liter-Lupo war."

Mit dem Etikett "BlueMotion" kennzeichnet Volkswagen jene Fahrzeuge, die sich durch besondere Nachhaltigkeit und Effizienz auszeichnen. Der Lupo war für diese Initiative maßgeblich wegbereitend. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt erzielt er nach wie vor gute Preise.

Antrieb durch Plastik

Tüftler Peter Eckhoff fährt ein 13 Jahre altes Modell und führt die Spritsparphilosophie des Lupos auf seine Weise fort: Um überhaupt kein CO2 auszustoßen, betreibt er seinen Wagen mit, man höre und staune, Plastikflaschen: "Der Reaktor wird erhitzt durch die Abwärme des Motors, die normalerweise ja nutzlos bei jedem Auto austreten, und unter Sauerstoffabschluss, Hitze und sich daraus entwickelndem Druck diffundieren die Inputstoffe, in diesem Fall Kunststoff, in ihre gasförmigen Verbindungen. Und dieses Gas leiten wir dann direkt weiter in den Motor. Heute versuchen wir also komplett den Wagen mit Kunststoffabfällen zu betreiben."

Einfach ausgedrückt: Aus erhitztem Plastikmüll entwickelt sich Gas für den Antrieb des Motors. Tanken gehen muss Peter Eckhoff also nicht. Ein Patent für diese Erfindung hat er schon angemeldet, große Autohersteller sind aber noch nicht auf ihn zugekommen. Die ziehen jedoch auf ihre Art umweltfreundlich nach, beobachtet der ADAC. Jörg Kirst: "Besonders erfolgreich sind Fahrzeuge der Mikroklasse, beispielsweise ein Smart. Fahrzeuge, die eben auch von ihrer Größe her ganz klare Spritverbrauchsmeister sind, und wir aber auch schon andere Fahrzeugbereiche haben. Also beispielsweise die von Hause aus mit Erdgas ausgestattet sind und Ökologie und Ökonomie in diesem Zusammenhang in einem ganz vernünftigen Licht erscheinen lassen."

Zukunft ungewiss

Der Spritverbrauch des VW-Lupo bleibt bislang unerreicht. Dennoch gibt es für den Lupo wohl keine Zukunft. Denn Fahrzeuge müssen zukünftig nicht nur umweltverträglich sein, sondern auch komfortabel und überzeugend im Preis. Ein 3-Liter-Motor scheint all diese Ansprüche nicht befriedigen zu können. Andere Konzepte werden daher das Rennen um das umweltfreundliche Fahrzeug der Zukunft für sich gewinnen.


Autorin: Sarah Tschernigow
   
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