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3.8.1958: "USS Nautilus" erreicht den Nordpol |
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Es ist kurz vor Mitternacht, als Captain William Anderson eine kurze feierliche Ansprache über die Bordsprechanlage hält. Der Nordpol ist erreicht. Die Crew der USS Nautilus dringt damit in gänzlich unbekanntes Gebiet vor. Der größte Teil der arktischen See ist noch unerforscht. Jahrelang schon haben U-Boote vergeblich versucht, den Nordpol anzusteuern.
Dr. Reinhard Krause, Historiker am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven sagte dazu: "Zunächst müssen Sie davon ausgehen, dass 1958 die Topographie, also die Form des Meeresbodens, im arktischen Becken nur ganz, ganz unzulänglich bekannt war. Man fuhr praktisch in unbekanntes Gebiet hinein."
Auch die Navigation bereitet Probleme, wie Dr. Reinhard Krause beschrieb: "Wie wollen Sie denn die Position bestimmen wenn Sie mit dem U-Boot unter Wasser fahren? Sie haben also keine Möglichkeit, astronomische Ortungen zu machen und Auftauchen können sie im Zweifelsfall nicht, weil oberhalb Eis ist. Und Funknavigation ist natürlich auch nicht möglich, weil die elektromagnetischen Wellen weder in das Eis noch in das Wasser eindringen. Also getaucht können sie keine Funknavigation durchführen."
Beitrag zum Fortschritt?
Mit der Fahrt der USS Nautilus wollen die USA ihre technische und politische Überlegenheit demonstrieren. Ein Jahr nachdem die Sowjetunion den Satelliten Sputnik ins All geschossen hat, gleichen die USA im Wettlauf um die größten technischen Innovationen aus.
Prof. Bernd Stöver, Autor des Buches "Der Kalte Krieg. Geschichte eines radikalen Zeitalters" dazu: "Insofern ist die Nautilus-Geschichte eine militärische, plus, im Kontext der Zeit, eine Entwicklung, die als Fortschritt der Menschheit wahrgenommen worden ist. Es ist nicht so, dass sie zu diesem Zeitpunkt nur als Bedrohungslage oder als Kampf der Ideologien wahrgenommen wurde, sondern auch als ein evidenter Fortschritt der menschlichen Technik, die auch zum Fortschritt der menschlichen Gesellschaft beitragen kann."
Kalter Krieg mit neuer Bedrohung
In den 1950er-Jahren gilt die Atomkraft als etwas Positives. Die Bedrohung der Welt durch atomare Bewaffnung entwickelt sich in diesem Jahrzehnt erst allmählich. Die USA beweisen eindrucksvoll, dass sie mit ihren U-Booten und der atomaren Technik bis vor die Küste der Sowjetunion fahren können. Noch ist das U-Boot nicht mit Waffen bestückt.
Das ändert sich bei den Nachfolgemodellen, wie Prof. Bernd Stöver erläuterte: "Beides zusammen: Die Entwicklung der Atomwaffen, plus die Entwicklung von Atom-U-Booten, die lange Zeit unter Wasser bleiben und nicht entdeckt werden konnten, bietet für den kalten Krieg eine Bedrohungslage, die niemals vorher da gewesen ist. Raketen konnte man immer noch sehen, U-Boote unter Wasser kann man in der Regel nicht so einfach orten und auch nicht sehen."
Atomares Wettrüsten auf den Weltmeeren
Am 5. August 1958, zwei Tage nach dem Erreichen des Nordpols taucht das U-Boot wieder auf, das nach Jules Vernes fiktivem Wasserfahrzeug Nautilus benannte wurde. Die USA feiern ihre Helden, die sowjetischen Machthaber sind schockiert. Im Jahr darauf beginnt die UdSSR selbst mit dem Bau eines atom-betriebenen U-Bootes, der Leninski Komsomol.
Das atomare Wettrüsten hat damit auch die Weltmeere erreicht. Dazu sagte Prof. Bernd Stöver: "Das ist immer ein Geben und Nehmen gewesen, eine vitale Konkurrenz, auch auf dem Gebiet der Naturwissenschaften, der Technik. Der Kalte Krieg ist eben eine umfassende Auseinandersetzung, ein totaler Konflikt, wo eben auf allen Feldern miteinander gerungen wird."
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