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2.7.1877: Hermann Hesse geboren |
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"Es war in meiner Schulknabenzeit. Und das eigentliche daran, das Echte, Urhafte und Mythische darin, der Zustand des still-lachenden Eins-Seins mit der Welt, der absoluten Freiheit von Zeit, von Hoffnung und Furcht, der völligen Gegenwärtigkeit, kann nicht lange gewährt haben, vielleicht Minuten." Diese Gedanken Hermann Hesses über das Glück, dass er als Kind verspürt hat, enthalten viele Themen, die den Autor zeitlebens beschäftigen. Die Suche nach der Freiheit, nach dem Glück, nach dem eigenen Ich bestimmen viele seiner Werke. "Sei du selbst" ist eine von Hesses zentralen Botschaften.
Hesses streng-christliche Eltern waren als Missionare in Indien unterwegs. So kommt er schon früh in Kontakt mit den Geschichten und Philosophien des fernen Ostens, die er später in seinem Roman "Siddharta" einem westlichen Publikum näher bringt. Während der Pubertät gerät der begabte Junge regelmäßig mit Autoritäten in Konflikt. Er rebelliert, wechselt mehrmals die Schulen, wirft seine Ausbildung hin.
Später schreibt Hesse in einem autobiografischen Aufsatz: "Gebote aber haben leider stets eine fatale Wirkung auf mich gehabt, mochten sie noch so richtig und noch so gut gemeint sein - ich, der ich von Natur ein Lamm und lenksam bin wie eine Seifenblase, habe mich gegen Gebote jeder Art, zumal während meiner Jugendzeit, stets widerspenstig verhalten. Ich brauchte nur das "Du sollst" zu hören, so wendete sich alles in mir um, und ich wurde verstockt."
Aus der Zerrissenheit
Hesse will Dichter werden. Nichts anderes. Erst als er diesen Traum mit Mitte 20 verwirklicht, ist er mit sich und der Welt zufrieden. Seine Wut auf die Lehrer, die ihm so übel mitgespielt haben, verarbeitet Hesse 1906 in dem Roman "Unterm Rad". Erschüttert durch den Ersten Weltkrieg und persönliche Dramen in seiner Familie, fällt Hesse 1916 erneut in eine tiefe seelische Krise. Hilfe sucht er in der Psychoanalyse, die von nun an auch Eingang in seine Werke findet.
Die Lebenskrisen des Autors spiegeln sich in den Konflikten von Hesses Romanhelden. Zwei Ehen scheitern, Hesse wird für seine politischen Ansichten gescholten. Er stellt sein ganzes Leben in Frage. Aus dieser Situation heraus schreibt er 1927 eines seiner wohl bekanntesten Werke, "Der Steppenwolf". Wie sein Alter Ego Harry Haller trennt sich Hesse von allen bürgerlichen Zwängen, um seine innere Zerrissenheit überwinden zu können.
In einem Brief erklärt Hesse: "Es ist die Geschichte eines Menschen, welcher komischerweise darunter leidet, daß er zur Hälfte ein Mensch, zur andern Hälfte ein Wolf ist. Die eine Hälfte will fressen, saufen, morden und dergleichen einfache Dinge, die andere will denken, Mozart hören und so weiter, dadurch entstehen Störungen, und es geht dem Mann nicht gut, bis er entdeckt, daß es zwei Auswege aus seiner Lage gibt, entweder sich aufzuhängen oder aber sich zum Humor zu bekehren."
Übergreifender "Hesse-Boom"
Hermann Hesse hatte Deutschland schon 1912 den Rücken gekehrt und war in die Schweiz gezogen. Im Nataionalsozialismus unerwünscht, steht Hesse nach Ende des Zweiten Weltkrieges hoch im Kurs in Deutschland. Als er 1946 den Literaturnobelpreis erhält, bleibt der zurückgezogen lebende Autor der Preisverleihung jedoch fern.
Während die Auflagen seiner Bücher in Europa in den folgenden Jahren schrumpfen, eröffnet sich in den USA eine ganz neue Zielgruppe. Hesses Hinwendung zu fernöstlichen Religionen, seine Suche nach Selbstverwirklichung in der Welt und in der eigenen Seele, sprechen vor allem die Hippies der 1960er-Jahre an.
Hesse, der im August 1962 stirbt, wird zum Guru der US-amerikanischen Protestbewegung. Der "Hesse-Boom" schwappt wieder nach Europa zurück. Vor allem "Der Steppenwolf" wird international zum Bestseller und Hesse zu einem der meistübersetzten und meistgelesenen deutschen Autoren.
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