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4.6.1980: Die "Republik Freies Wendland" |
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Im niedersächsischen Gorleben gibt es seit dem frühen Morgen an diesem 4. Juni 1980 Lautsprecherdurchsagen. Immer wieder fordern Polizei und Bundesgrenzschutz dazu auf, den Platz zu verlassen. Bulldozer, Planierraupen und Einsatzfahrzeuge umzingeln die Tiefbohrstelle 1004. Auf dem gerodeten Waldstück haben Atomkraftgegner in den vorangegangenen 33 Tagen ein Dorf aus Holz- und Lehmhütten aufgebaut, das sie "Republik Freies Wendland" nennen.
Freie Republik
Günter Zint, Atomkraftgegner, Fotograf und "Informationsminister der Republik Freies Wendland" erinnert sich: "Die Polizei kam in militärischen Formationen mit gepanzerten Fahrzeugen, mit Raupenfahrzeugen dort an. Ich selber hatte mich in einem Haus versteckt, in so einer Hütte, und habe von da aus fotografiert. Und als ich dann dieses Haus verlassen hatte, kurz danach, fuhr eine Planierraupe ohne zu schauen, ob jemand in diesem Haus ist, über dieses Haus hinweg. Also, wenn ich da noch eine Minute länger drin geblieben wäre, könnte ich jetzt dieses Interview nicht geben."
Etwa 300 Atomkraftgegner leben ständig in der "Republik Freies Wendland". Neben den Wohnhäusern gibt es unter anderem eine Sauna, ein Meditationshaus, Gärten, Schweineställe und eine Pony-Reitanlage für Touristen. Am Wochenende kommen viele Touristen, um die neue Republik zu besuchen. Dazu gibt es einen eigens ausgestellten Pass, den Wendenpass.
Räumung
Der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt gibt den Befehl, die Bohrstelle zu räumen. Günter Zint sagte später zu den offiziellen Gründen der Räumung: "Im Grunde genommen waren es nur Ordnungswidrigkeiten und man ging trotzdem mit einem wahnsinnigen militärischen Aufwand gegen uns vor. Aber wir haben nur im Wald illegal gezeltet. Wir haben da gewohnt mehrere Tage."
Nachdem nur wenige der Aufforderung, den Platz zu verlassen, nachgekommen sind, beginnt um 11.00 Uhr vormittags die Räumung. Die Einsatzkräfte gehen mit aller Härte vor. Die Demonstranten werden geschlagen und getreten. Journalisten müssen den Platz verlassen. Erst nach vier Stunden, um 15.00 Uhr nachmittags, dürfen sie zurückkommen.
Freies Wendland ist Geschcihte
Die "Frankfurter Rundschau" berichtet am 6. Juni 1980: "Jetzt gibt es nicht mehr viel zu sehen, zu fotografieren und zu filmen. Nur noch die Türme und die Schiffschaukel, wo der vereinsamte Akkordeonspieler ausharrt, sind besetzt. Es wird 20.00 Uhr abends werden, bis die Besatzung des letzten Teams heruntergeholt wird. Sie begrüßt die hochgekletterten Polizisten mit einem Glas Wein."
Eine Stunde später ist die "Republik Freies Wendland" Geschichte und die Tiefbohrstelle 1004 wieder Gegenwart. Eines der letzten Häuser, das die Bulldozer einreißen, trägt die Aufschrift: "Turm und Tor könnt ihr zerstören, aber nicht unsere Kraft, die es schuf."
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