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9.2.1932: Künstler Gerhard Richter geboren
Die britische Tageszeitung "Guardian" bezeichnete den deutschen Gerhard Richter vor wenigen Jahren als den bedeutendsten Maler der Gegenwart und als "Picasso des 21. Jahrhunderts". Bilder, Aquarelle, übermalte Fotografien oder Zeichnungen, mehr als 100 Ausstellungen waren seit Anfang der 1960er-Jahre von ihm zu sehen, in Galerien und in renommierten Museen. Seine Werke sind seit Jahren die höchstbezahlten eines lebenden deutschen Künstlers. Gerhard Richter wurde am 9. Februar 1932 in Dresden geboren.

2008 interessieren sich im Londoner Auktionshaus Sothebys gleich elf Kunstliebhaber für ein Gemälde: Gerhard Richters "Kerze" aus dem Jahr 1983. Ein US-amerikanischer Privatsammler zahlt am Ende drei Mal so viel wie vor der Auktion erwartet: Rund sieben Mio. Pfund, umgerechnet 10,5 Mio. Euro. Es ist der höchste Preis, der für ein Gemälde eines noch lebenden deutschen Malers jemals gezahlt wurde.

Dietmar Elger, jahrelang Assistent des Künstlers und heute Leiter des Gerhard Richter Archivs der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, bezeichnet Richter als Künstler, der stets neue Ansätze sucht: "Gerhard Richter hat eine Position erreicht. Sein Werk ist interpretiert worden, über mehr als 30 Jahre, und es ist eben zum Teil auch interpretiert worden, als ein Werk ohne Autor, also als so neutral, dass es von der Person völlig losgelöst war. Also in sehr sachlichen, neutralen und künstlerischen Begrifflichkeiten."

Ungern im Rampenlicht

Nach einer Ausbildung zum Werbe- und Bühnenmaler wird Richter an der Dresdener Kunstakademie angenommen. Als er dieses Studium 1957 beendet, arbeitet er als Meisterschüler an der Akademie und übernimmt Staatsaufträge. Kurz vor dem Mauerbau 1961 flüchtet Richter in den Westen.

Er verbrennt alle seine bis dahin geschaffenen Bilder und fängt als Student an der Düsseldorfer Kunstakademie neu an. Seinen Ruhm begründet er in dieser Zeit mit Bildern, die nach Fotovorlagen entstehen. Er manipuliert, verwischt, verwackelt den Realitätsbezug und schärft damit den Blick des Betrachters für die Welt hinter der reinen Bildfläche. Der Künstler selbst steht nur ungern im Rampenlicht. Er möchte, dass seine Arbeit bewertet wird, nicht er selbst.

"18. Oktober 1977"

In Deutschland viel diskutiert wird Richters Bilderzyklus zum "18. Oktober 1977". Er setzt sich darin mit dem Terror der RAF auseinander. Richter nimmt sich der tragischen Ereignisse dieses Jahres an, ohne politisch Stellung zu beziehen, sagt Angelika Schneider, die damalige stellvertretende Direktorin der Neuen Nationalgalerie in Berlin: "In dieser Malerei greift er auf ein Prinzip zurück, dass er in den 1960er-Jahren erarbeitet hat. Nämlich nach Fotografien aus Zeitungen zu malen und sozusagen die Malerei zu betonen und zu sagen, dass die Malerei das eigentlich Wichtige ist, dass die Malerei das Medium ist, in der er nach der Wahrheit sucht, und nicht die Fotografie. Aber die Malerei in grau-schwarz verweist natürlich auf die Fotografie und auf die Rolle der Fotografie als Dokument, und in diesem besonderen Fall auch als ein Dokument, das Massenhysterie produziert hat."

Stilprinzip: Stilbruch

Gerhard Richters Stilprinzip ist der Stilbruch. 1972 vertritt der Künstler Deutschland auf der Biennale in Venedig und schafft den internationalen Durchbruch. Gleich siebenmal nimmt er an der Dokumenta in Kassel teil, hat Ausstellungen in den renommiertesten Museen weltweit.

1997 verleiht ihm der japanische Kaiser den Prämium Imperiale, eine Art Nobelpreis der Künste. Anlässlich seines 70. Geburtstags feiert das New Yorker Museum of Modern Art Gerhard Richter mit der größten Ausstellung, die es jemals einem Künstler der Gegenwart gewidmet hat.

Zwei Jahre später eine Art Rückkehr zu den Wurzeln: Der Wahl- und Ehrenbürger Kölns gibt 41 seiner Gemälde als Dauerleihgabe an die Kunstsammlung Albertinum in seiner Geburtsstadt Dresden. Werke, die Millionen wert sind.




   
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