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6.2.1998: Popstar Falco verunglückt
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Falco verkörperte wie kaum jemand die 1980er-Jahre. Eine Dekade der Beliebigkeit, die Musikrichtungen änderten sich ständig. Falco, 1957 in Wien als Hans Hölzel geboren, wusste jede Welle für sich zu nutzen. In einem aber blieb er sich immer treu: die stets sorgfältig pomadisierten Haare.

Hans Hölzel erhielt bereits in jungen Jahren Klavierunterricht. Seine Lehrer bescheinigten ihm großes Talent. Seine Musikerkarriere begann als Bassist der für österreichische Verhältnisse fast anarchistischen Band "Drahdiwaberl" - irgendwann während dieser Zeit entlieh er auch einem DDR-Schanzenspringer den Vornamen Falco.

Seinen ersten Soloerfolg landete er 1982 mit "Der Kommissar". Darin zog er die verschnupfte Schickeria seiner Heimatstadt Wien durch den Kakao, besser gesagt durch den Schnee.

Erfolg und Exzentrik

Die "Neue Deutsche Welle" katapultierte den österreichischen Sänger in die Charts. Mitte der 1980er-Jahre konnte er in den USA den größten Hit seiner Karriere verbuchen: "Rock Me Amadeus" hielt sich dort drei Wochen lang in den "Billboard"-Charts auf Platz Eins. Das war zuvor noch keinem deutschsprachigen Künstler gelungen. Partizipiert hatte er bei dem Erfolg am gleichnamigen Film, der genau zu dieser Zeit in den Kinos lief. Wieder hatte Falco die Zeichen der Popwelt erkannt.

Während der Wiener in den USA auf der Erfolgswelle schwamm, sorgte er zu Hause immer wieder für Skandalschlagzeile: Dem exzentrischen Sänger wurden Alkohol- und Drogenexzesse nachgesagt. Auch wurde Falco immer wieder mit neuen Frauen gesehen. Die Wochenzeitung "Die Zeit" resümierte nach seinem Tod: "Das Niveau sank, der Alkoholspiegel stieg. Als Künstler hatte Falco längst abgedankt, als österreichische Genrefigur hätte er im Boulevard noch jahrzehntelang überleben können."

"Out of the Dark"

"Jeanny" war der letzte große Hit des Österreichers. Der inhaltlich verworrene Song handelt scheinbar von der Vergewaltigung eines Schulmädchens und löste heftige Diskussionen in der Öffentlichkeit aus. "Jeanny" geriet auf die schwarze Liste der Tugendwächter und wurde bei zahlreichen Rundfunkanstalten verboten. Trotzdem ging die Rechnung des geschickten Provokateurs auf: Mehr als 2,5 Mio. Singles machten den Song zur meistverkauften Platte des Jahres 1986.

Immer wieder versuchte Falco danach sein Comeback, vergebens. Nur noch mäßige Erfolge ließen ihn wirken wie ein abgehalfterter Star aus besseren Zeiten. Ende der 1990er-Jahre zog sich der Multimillionär in die Karibik zurück. Dort arbeitete er an dem Album "Out of the Dark". Dessen Veröffentlichung sollte er nicht mehr erleben.

"... immer ein bisschen neben sich ..."

Nach seinem Tod am 6. Februar 1998 in der Dominikanischen Republik gab es rasch Spekulationen über die Unfallursache: Alkohol, Drogen und Selbstmord wurden genannt und wieder verworfen. Falco hatte zum Zeitpunkt seines Todes 1,5 Promille Alkohol im Blut, Kokain und Marihuana wurden ebenfalls nachgewiesen.

Falco sagte einmal: "Ich glaube, dass es immer ein Charakterzug von Falco war, immer ein bisschen neben sich zu stehen, ja?"


Autor: Oliver Ramme
   
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